Die Phasen der Trauer​

Um den Prozess der Trauer und deren Bewältigung besser zu verstehen, bietet das Modell der Schweizer Psychologin Verena Kast eine wertvolle Orientierung. Es beschreibt die emotionalen Reaktionen, die der Verlust eines geliebten Menschen auslösen kann, und wie diese in verschiedenen Trauerphasen verarbeitet werden.

Wichtig: Die Phasen können in der Reihenfolge sich verändern und durchlebte Phasen können jederzeit nochmals auftreten.

1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Die erste Phase markiert den Beginn des Trauerprozesses. Unmittelbar nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen befindest du dich in einem Zustand des Schocks. Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht treten auf, und der Tod des geliebten Menschen wird oft nicht akzeptiert. In manchen Fällen wird der Verlust sogar verleugnet. Diese Phase kann unterschiedlich lang andauern – von einigen Stunden oder Tagen bis hin zu mehreren Wochen. Ich habe den Tod von Mama lange in Träumen verleugnet und musste mir am Morgen mehrmals sagen «Nein, sie ist tot!», es für mich laut auszusprechen hat mir geholfen, die Tatsache anzunehmen und mich zurück in die Realität zu bringen.

In dieser Zeit ist es entscheidend, dass du dir Unterstützung holst, sofern du dies wünschst. Mitgefühl und Anteilnahme spielen eine wichtige Rolle. Auch praktische Unterstützung, etwa bei der Organisation der Bestattung oder der Trauerfeier, kann dir / euch eine grosse Last abnehmen. Gerne stehe ich dir da zur Seite.

2. Phase: Aufbrechende Emotionen

In der zweiten Phase stehen intensive Gefühlsausbrüche im Vordergrund. Dazu zählen Wut, Schmerz, Zorn und manchmal auch Schuldgefühle. Die Intensität und Dauer dieser Phase hängen von der Beziehung zum verstorbenen Menschen ab. Während sie bei engen Angehörigen Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern kann, ist sie bei weniger nahestehenden Personen oft kürzer.

Es ist wichtig, dass du deine Emotionen zulässt und nicht unterdrückst, da dies ein wesentlicher Teil der Trauerarbeit ist. In dieser Zeit können Anteilnahme und Unterstützung durch TrauerbegleiterInnen oder das Umfeld hilfreich sein, um den Schmerz zu bewältigen.

3. Phase: Suchen und Sich-Trennen

In dieser Phase setzt du duch intensiv mit dem verstorbenen Menschen und dessen Tod auseinander. Oft suchen Trauernde Orte auf, die an den geliebten Menschen erinnern, oder führen imaginäre Gespräche mit ihm. Diese Rituale helfen, die Trauer zu verarbeiten und schrittweise Abschied zu nehmen. Lass es zu, Gespräche zu führen ist nicht absurd oder komisch, es hilft.

Die Dauer dieser Phase variiert stark und kann Wochen, Monate oder sogar Jahre umfassen. Da ist Geduld und Verständnis  besonders wichtig, um dir den Raum für ihre Verarbeitung zu geben. 

4. Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

In der letzten Phase des Trauerprozesses findest du langsam zu einem inneren Frieden. Der Schmerz über den Verlust rückt in den Hintergrund, und die Akzeptanz des Todes tritt in den Vordergrund. Gleichzeitig beginnt du, neue Lebenspläne zu entwickeln und deinen Alltag ohne den verstorbenen Menschen zu gestalten. Die Erinnerung an sie / ihn bleibt jedoch ein wichtiger Bestandteil deines Lebens. Ich denke bei allen möglichen Situationen an Mama:

  • Beim Kochen, da wir oft gemeinsam gekocht haben.
  • Beim Spazieren, wir waren sehr viel gemeinsame in der Natur unterwegs.
  • Wenn ihre Lieblingsmusik im Radio läuft
  • etc.

Jede Trauer ist individuell, so wie wir Menschen halt eben sind!

Dieses Modell zeigt, dass Trauer ein individueller Prozess ist, der Zeit und Verständnis erfordert. Jede Phase trägt dazu bei, den Verlust zu verarbeiten und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Es ist wichtig, dass du dich bitte niemals mit anderen Menschen vergleichst oder dir denkst, wieso du heute noch nicht weiter sein solltest. Die Verarbeitung von Trauer enthält so viele Faktoren und sie verläuft bei jeder / jedem anders.

Sei geduldig und liebevoll mit dir! Trotzdem ist es auch ganz wichtig, nicht in eine Opfer-Rolle zu fallen, dich nicht mit der Trauer zu identifizieren oder «entschuldigen». Hier braucht es viel Selbstreflektion und manchmal auch eine externe Sicht auf die Situation. Ich bin gerne für dich da, wenn es dich ruft, hier geht’s zum Kontakt.